Inhalt

4,5 Minuten zu lesen

Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist seit Jahrzehnten eines der Wahrzeichen der Industriekultur im Ruhrgebiet. Zwischen Alpenverein, Tauch-Silo und Hochseilgarten finden hier auch immer wieder Kulturveranstaltungen statt. Jedes Jahr im Juni ist das Gelände die Kulisse der "Traumzeit". Bloggerin Nina Hüpen-Bestendonk hat das Indie Festival im alten Hüttenwerk für uns besucht.

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Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist seit Jahrzehnten eines der Wahrzeichen der Industriekultur im Ruhrgebiet. Zwischen Alpenverein, Tauch-Silo und Hochseilgarten finden hier auch immer wieder Kulturveranstaltungen statt. Jedes Jahr im Juni ist das Gelände die Kulisse der "Traumzeit". Bloggerin Nina Hüpen-Bestendonk hat das Indie Festival im alten Hüttenwerk für uns besucht.

Positive Vibes

Go with the flow

Traumzeitfestival 2023

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ie Sonne blitzt noch leicht hinter dem Hochofen hervor, der Wind rauscht in den Blättern der Birken, in der Luft liegt der Duft diverser Foodtrucks. Um mich herum finden angeregte Unterhaltungen statt, während ich ein kühles Glas Rosé in meiner Hand halte und im Hintergrund Musik erklingt. Ich gönne mir gerade eine kleine Pause während meines Besuchs des Traumzeit Festivals im Landschaftspark Duisburg Nord. Kurz zuvor habe ich bereits die erste Band des Tages gehört: Die niederländische Alternative-Rock-Kombo „De Staat“ heizte dem Publikum vor der Bühne auf dem Cowperplatz am Samstagnachmittag ordentlich ein. Die tanzende Menge wirbelte bei der unglaublich guten Show mit alternativem Sound förmlich Staub auf. Selbst Frontmann Torre Florim wurde es in seinem silbernen Bühnenoutfit ein bisschen warm. „Style over Comfort“ ist die Devise. Nach dieser Tanzeinlage entschied ich mich erst einmal für Komfort und machte es mir in einer der Hängematten des Festivals gemütlich und schwelge ein bisschen in Erinnerungen. In meiner Jugend habe ich – wie wohl viele Bewohner des westlichen Ruhrgebiets und des Niederrheins – viel Zeit im „LaPaDu“ verbracht.

Und auch heute ist die Atmosphäre auf dem Festivalgelände besonders – und das liegt nicht nur an der tollen industriellen Kulisse des stillgelegten Hüttenwerks in Meiderich. Das Festivalgelände ist liebevoll gestaltet, überall gibt es schattige Plätze, die Getränkestände erinnern an bunte Kirmeszelte, hier und da findet man Traumfänger, Federn und Glitzer. Das Areal ist groß, aber es verläuft sich nicht. Vielmehr kann man hier entspannt von Bühne zu Bühne schlendern und findet überall ein Plätzchen, wo man auch als kleine Person die Acts gut sehen und vor allem mittanzen kann. Denn das will man dank des guten Line-Ups des Festivals unbedingt!

Nach der kurzen Entspannung im Schatten des Festivaldorfs zwischen Cowperplatz und Hochofen-Bühne geht das Programm weiter: Husten aus Berlin sind dran. Die Supergroup rund um den Singer-Songwriter Gisbert zu Knyphausen, Autor Tobias Friedrich und Produzent Moses Schneider könnte nicht besser in diese Kulisse passen. Die Band versprüht so viel Kreativität und Energie mit ihrem eingängigen Indie-Pop, der Geschichten erzählt. „Irgendwas ist ja immer“, singt Frontmann Gisbert in Richtung Publikum, und das Publikum singt mit.

Im Anschluss spielt Edwin Rosen in der Gießhalle. Vor der gigantischen Rost-Kulisse betritt der Teenie-Schwarm ganz allein die Bühne, in Tennissocken, Shorts und T-Shirt und bringt dort, wo einst flüssiger Stahl floss, diverse Mädchenherzen im Publikum zum Schmelzen. Zum Glück gibt es beim Traumzeit Festival kaum Überschneidungen im Timetable der drei Bühnen, und auch zwischendurch bleibt genug Zeit, um das Gelände des Landschaftsparks außerhalb des Festivals ein wenig zu erkunden, Fotos zu machen, in der Sonne zu sitzen, dem Alpenverein beim Klettern zuzuschauen oder sich durch das kulinarische Angebot zu futtern. Ein weiteres Plus: Nirgendwo muss man lange anstehen, weder an den Foodtrucks noch an den Toiletten.

Dämmerung am Cowperplatz

Kytes in action

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Die Sonne geht langsam unter und färbt den Himmel hinter der Industriekulisse in ein pastelliges Blau, Pink und Orange. Auf der Hauptbühne erwartet mich der Headliner des Traumzeit Festivals: die legendäre Band Interpol. Die New Yorker Indie-Rock-Ikonen betreten die spärlich beleuchtete Bühne – man erkennt eigentlich nur die Silhouetten der Musiker im Scheinwerferlicht. Mit ihrem unverkennbaren Sound, geprägt von düsteren und eingängigen Melodien, ziehen sie das Publikum in ihren Bann. Die energiegeladene Performance und die Bühnenpräsenz von Sänger Paul Banks lassen keinen Zweifel daran, warum Interpol zu den einflussreichsten Bands der Indie-Rock-Szene gehören.

Während die Nacht hereinbricht, verwandelt sich der Landschaftspark Duisburg-Nord in ein magisches Reich. Die Lichter der Installationen erstrahlen in den verschiedensten Farben und erzeugen eine mystische Atmosphäre, die dem Namen des Festivals alle Ehre macht.

Ich schaue noch einmal kurz an der Bühne vor dem Hochofen vorbei, wo eine Bombenstimmung herrscht. Die Jungs von Kytes in hellblauen Onesies spielen gerade ihren viralen Hit „Alright“ – der mich trotz inzwischen wirklich schmerzender Füße zu einem letzten Tanz animiert. Die Mischung aus Indie und Elektropop ist für mich der perfekte Abschluss des Traumzeit Festivals, bevor der Shuttlebus mich wohlbehalten zurück ins Hotelbett bringt. Das Traumzeit Festival 2023 hat meine Erwartungen definitiv übertroffen. Die gute Organisation, das diverse Line-Up, das gute Essen und die entspannte Atmosphäre haben das Festival zu einem für mich besonderen Erlebnis gemacht. Wir sehn uns gern zur nächsten Traumzeit!

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