Klettern, Radfahren und Wassersport. Solche Aktivitäten klingen wohl eher nach einem Urlaub in der Natur als nach einem Städtetrip ins Ruhrgebiet. Aber ich war in Duisburg! Hier trifft Industriekultur auf Natur. Und so lässt sich in Duisburg ein tolles, aktives Wochenende erleben.

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Klettern, Radfahren und Wassersport. Solche Aktivitäten klingen wohl eher nach einem Urlaub in der Natur als nach einem Städtetrip ins Ruhrgebiet. Aber ich war in Duisburg! Hier trifft Industriekultur auf Natur. Und so lässt sich in Duisburg ein tolles, aktives Wochenende erleben.

Skulpturenpark Duisburg

Rheinpark Duisburg

Innenhafen Duisburg

Tag 1: Die Hotspots der Duisburger Innenstadt entdecken

14:00 Kunst im Immanuel-Kant-Park

Vom Bahnhof radle ich in Richtung Zentrum von Duisburg. Bald komme ich zum ersten grünen Fleck der Stadt: dem Immanuel-Kant-Park. Das Lehmbruck-Museum hat in diesem Park, der etwa 7 Hektar groß ist, einen Skulpturengarten. 40 Skulpturen von internationalen Künstlern stehen im Grünen. Manche dauerhaft, manche vorübergehend. An sonnigen Tagen ist der Park auch ein idealer Ort für ein Picknick inmitten von Kunst.

14:30 Kaffee oder ein Bier in der Wallstraße

Am Ende des Parks biege ich in die Wallstraße ein, die „Hipsterstraße“ Duisburgs. Hier gibt es kleine Geschäfte und einzigartige Cafés. Bei Onkel Stereo kann man zwischen Schallplatten, Büchern und Kunsthandwerk stöbern, Bierliebhaber kommen in der Bierbude auf ihre Kosten und im Evergreen gibt es leckeren veganen Kuchen. Ich trinke meine Matcha Latte in dem kleinen Innenhof und frage die Barista nach ihren Lieblingsplätzen in Duisburg. „Warst du schon im Rheinpark? Bei dem schönen Wetter ist es dort richtig toll“, rät sie mir. Ich schwinge mich wieder auf mein Fahrrad.

15:00 Chillen im Rheinpark

Vom Stadtzentrum aus ist es eine knappe Viertelstunde mit dem Fahrrad bis zum Rheinpark. Reste der Erzbunker und der Sinteranlage zeigen, dass hier am Rhein einst Schwerindustrie betrieben wurde. Heute zieren Graffiti die Überreste der Industriegebäude, über der Bahnlinie wurde eine Aussichtsplattform errichtet, die Bänke am Wasser laden zum Verweilen ein und Skater toben sich im Park aus. Dazwischen ist alles grün. Ein schöner Ort für einen Nachmittagsspaziergang zum Entspannen und Erkunden.

18:00 Durch den Innenhafen Duisburg flanieren & am Wasser einkehren

Am Ende des Nachmittags steige ich wieder auf mein Rad und fahre in einem Zug zum Innenhafen in Duisburg. Ebenfalls ein Ort, an dem früher hart gearbeitet wurde und der heute zu einem Hotspot geworden ist. Früher nannte man den Hafen den „Brotkorb des Ruhrgebiets“, weil hier Getreide per Schiff angeliefert und gelagert wurde. Heute ist es ein Wohn-, Arbeits- und Freizeitgebiet mit einem Museum und vielen Restaurants. Hier kann man schön spazieren gehen und sich dann auf einer der zahlreichen Terrassen am Wasser hinsetzen.

Radfahren Tiger & Turtle Duisburg

Kaffeerösterei Röstcult Duisburg

SUP Sechs-Seen-Platte

Tag 2: Aktiv in der grünen Umgebung von Duisburg

9:30 Mit dem Rad ins Grüne auf der Duisburger Acht

Von einer Stadt im Ruhrgebiet hätte ich das nicht erwartet, aber in Duisburg gibt es sehr viel Grün. Die beste Art, die Umgebung zu entdecken, ist per Fahrrad. Nach dem Frühstück breche ich auf der Südschleife der Duisburger Acht auf, zunächst in Richtung der Rheinmündung im Norden. Das leuchtend orange Kunstwerk Rheinorange ist nicht zu übersehen. Anschließend fahre ich am Rhein entlang nach Süden.

11:30 Zu Fuß auf einer Achterbahn: Tiger & Turtle

Ein echtes Highlight auf der Radroute ist das Kunstwerk „Tiger & Turtle“ im Angerpark. Wolltest du schon immer mal auf einer Achterbahn laufen? Hier ist es möglich! Die Loopings haben (teilweise) Treppenstufen, die bis zu einer Höhe von 13 Metern hinaufführen. Es ist ein einzigartiges begehbares Kunstwerk, das Tag und Nacht geöffnet ist. Der Hügel, auf dem es steht, hat zu Recht den Namen Magic Mountain erhalten.

12:30 Kaffeepause in der Kaffeerösterei Röstcult

Nachdem ich der Achterbahn getrotzt habe, bekomme ich langsam Lust auf Kaffee. Deshalb mache ich einen kleinen Abstecher in die Kaffeerösterei Röstcult. Und der Abstecher hat sich gelohnt. Die Kaffeebohnen werden hier mehrmals pro Woche frisch geröstet, der Pfirsich-Pannacotta-Kuchen schmeckt super. Und die riesigen Säcke mit Kaffee, die an der Wand stehen? „Das ist keine Dekoration, die warten darauf, geröstet zu werden“, lacht der Sohn des Besitzers, „aber natürlich sieht es auch schön aus.“

14:30 Stand Up Paddeln auf der Sechs-Seen-Platte

Ich fahre weiter auf der Südschleife der Duisburger Acht und erreiche nach etwa 40 Kilometern die Sechs-Seen-Platte. Die Seen in diesem Erholungsgebiet sind durch Kiesabbau entstanden. Das klingt vielleicht nicht sehr idyllisch, ist es aber heutzutage schon. Vom Aussichtsturm auf dem Wolfsberg kann ich sehen, wie riesig das Gebiet ist. Und so grün!

Am Rande des Masurensees tausche ich bei ALOHA mein Fahrrad gegen ein SUP-Board. Roger und Heike haben einen alten Geräteschuppen in ein kleines SUP-Paradies mit Strand verwandelt. Roger gibt mir einen Tipp: „Wenn du unter der Brücke durch paddelst, kommst du an den Wolfssee. Dort gibt es eine kleine Insel, die man umrunden kann – sehr schön.“ Gesagt, getan. Es ist wirklich eine tolle Paddelrunde und sehr entspannend. Auf dem Wasser, mit der Sonne im Gesicht und umgeben von Wald, kann ich mir kaum vorstellen, dass ich in einer Großstadt mitten im Ruhrgebiet bin.

17:00 Durch Grünanlagen zurück in die Stadt

Auf den letzten Kilometern bis ins Zentrum von Duisburg bin ich noch überrascht, wie grün es hier ist. Zuerst fahre ich ein ganzes Stück am Wasser entlang, dann durch den Stadtwald. Ich mache einen kleinen Halt am Wildschweingehege, wo Frischlinge spielen. Dann beschließe ich auf Empfehlung einer Freundin, gleich weiter zu radeln zur Krümelküche, einem veganen Café südlich des Stadtzentrums. Drinnen ist es, als würde man das Wohnzimmer von jemandem betreten, und auch draußen gibt es gemütliche Plätze zum Sitzen. Und nach einem Tag mit aktivem Programm schmeckt der Burger besonders gut.

Landschaftspark vom Hochofen 5

Klettergarten Landschaftspark

Klettersteig Monte Thysso

Tag 3: Landschaftspark Duisburg-Nord

10:00 Streifzug durch Industriekultur und Natur

Es ist kaum vorstellbar, wenn man heute über das Gelände spaziert, aber hier wurden einst Tonnen von Stahl verarbeitet. Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist ein stillgelegtes Hüttenwerk. Als die Arbeiten eingestellt wurden, eroberte sich die Natur das Gelände langsam zurück. Heute ist es ein frei zugänglicher Park, in dem ehemalige Industrie und Natur miteinander verbunden sind. Hochofen 5, wo einst das Erz auf 2000 Grad erhitzt wurde, ist heute ein 70 Meter hoher Aussichtsturm. Man kann entlang der ehemaligen Eisenbahnlinien wandern, auf denen der Stahl transportiert wurde. Ich kann mich gar nicht sattsehen! Wissenswert ist übrigens: Von den 2000 Pflanzenarten, die in Nordrhein-Westfalen vorkommen, leben 700 im Landschaftspark Duisburg-Nord.

Tipp für zwischendurch: Appetit bekommen? Im Landschaftspark Duisburg-Nord kann man sich im Hauptschalthaus stärken oder im Sommer an einem der Stände in der Nähe des Hochofens 2 einen Snack holen.

13:00 Klettersteig und Sportklettern im Landschaftspark Duisburg-Nord

Sie ist zweifellos die niedrigste Hütte des Deutschen Alpenvereins, die es gibt: die Nordparkhütte. Bei einer Höhe von 26 Metern über dem Meeresspiegel fragt man sich, ob man sie überhaupt eine Berghütte nennen kann. Aber eins ist sicher: Hier kann man klettern und kraxeln!
Gemeinsam mit Kletterlehrer Carsten starte ich am Klettersteig Monte Thysso. An den Wänden der ehemaligen Erzbunker wurden Drahtseile, Seilbrücken, Metallstege und Leitern angebracht. Carsten zeigt mir kurz, wie ich mich mit dem Klettersteigset sichern kann und dann geht es los. Ab und an muss ich nach einer guten Stelle im Beton für meine Hände und Füße suchen. Manchmal gehen wir einen langen horizontalen Weg, manchmal klettern wir gerade nach oben. „Was meinst du, sollen wir über die Seilbrücke gehen?“, fragt Carsten. Ja, klar! Ich habe den Dreh raus und hüpfe auf die andere Seite. Noch ein Stück entlang und über die Betonmauer und dann sind wir am Gipfelkreuz. Ja, ja, ein 38 Meter hoher Punkt sollte natürlich auch eins haben. Danach geht es über einen „Grat“: ein etwa 15 Zentimeter breites Stück Wand, das nach links und rechts steil abfällt. Wir sind zwar mitten im Ruhrgebiet, aber auf dem Monte Thysso kommt ganz sicher Alpenfeeling auf!

Tipp: Wer nach dem Klettersteig noch Lust hat, kann sich auch an den über 900 Kletterrouten im Klettergarten des DAV Duisburg versuchen.

Fotos: Janna Kamphof